25. April
Angstambulanzen
In früheren Zeiten waren existentielle Bedrohungen unmittelbarer erfahrbar, etwa in Kriegszeiten, aber auch zur Zeit der großen Seuchen, wo innerhalb weniger Wochen viele Menschen starben. Die Bedrohung ist heute viel anonymer. Zum ersten Mal in seiner Geschichte steht der Mensch vor der erschrecken-den Erkenntnis, dass er durch die schrankenlose An-wendung seiner Fähigkeiten im Bereich der Technik zu seiner eigenen Bedrohung wird. Die Anwendung der Nuklearenergie, der Gentechnologie, die Ausbeutung der Natur mit all ihren Folgen und die Unfähigkeit, trotz des enormen technischen Fortschritts das Zusammenleben friedlich zu gestalten, machen dem Menschen Angst.
Furcht und Angst sind das Gegenteil von Hoffnung und Vertrauen. Balthasar Staehelin, ein Pionier der psychosomatischen Medizin, der jahrzehntelang die psychosomatische Abteilung der Universitätsklinik Zürich geleitet hat, hat bereits in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts Angst als Grundstörung bei psychosomatischen Erkrankungen angesehen. Er führte diese Angst auf das mangelnde Urvertrauen des modernen Menschen zurück: In seinem Streben nach Autonomie fühlt er sich allein mit seiner Verantwortung für sich und die Welt und ist damit überfordert.
Der Christ weiß bei aller berechtigten Sorge, die auch ihn bewegt, dass er nicht allein für sich und die Welt verantwortlich ist. Er weiß, dass jemand die Hand über ihn hält, mag ihm auch noch so Schlimmes widerfahren.
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