REICH GOTTES
Die Hoffnung auf das Reich Gottes wurde in den sechziger Jahren vor allem im Zuge der Befreiungstheologie als Tugend verstanden, die durch ihre tätige Haltung eine bessere Welt hervorbringt. Hoffnung sollte sich nicht mehr auf das Reich Gottes, das nicht von dieser Welt ist, richten, sondern auf eine bessere Zukunft, die der Mensch als Kind Gottes selbst hervorbringen sollte. Damit war Hoffnung zu einem kollektiven Begriff geworden, der ähnlich wie in der marxistischen Ideologie die nächste oder übernächste Generation meinte, nicht aber das jeweilige individuelle Heil. Während noch bis weit ins 20. Jahrhundert das Motto vieler Volksmissionen war: Rette Deine Seele, bezog sich das Heil jetzt vor allem auf die Gesamtheit des Volkes Gottes. Sicher war dies eine teilweise wohltuende Korrektur nach der verkrampfen Seelenheil-Suche des 19. Jahrhunderts. Die Spannung zwischen: Das Reich Gottes ist mitten unter euch und mein Reich ist nicht von dieser Welt, wurde aber einseitig aufgelöst. Tatsächlich aber vollzieht sich die Existenz des Christen in diesem Spannungsbereich.
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